Werd' mir nicht krank, Mädchen, steh auf aus Deinem Bett und nimm's, und wandle. So hat der Herr Christus gesagt zum Kranken, das sag' ich Dir auch, Dein Bett ist Deine Liebe, in der Du krank liegst, nimm sie zusammen, und erst am Abend breite sie aus, und ruhe in ihr, wenn Du des Tages Last und Hitze ausgestanden hast. – Da hat mein Sohn ein paar Zeilen geschrieben, die schenk' ich Dir, sie gehören dem Inhalt nach Dein.
Der Prediger hat mir Deinen Brief vorgerumpelt wie ein schlechter Postwagen auf holperigem Weg, schmeißt alles Passagiergut durcheinander; Du hast auch Deine Gedanken so schlecht gepackt, ohne Komma, ohne Punkt, daß, wenn es Passagiergut wär', keiner könnt' das seinige herausfinden; ich hab' den Schnupfen und bin nicht aufgelegt, hätt' ich Dich nicht so lieb, so hätt' ich nicht geschrieben, wahr' Deine Gesundheit. Ich sag' allemal, wenn die Leut' fragen, was Du machst: sie fängt Grillen, und das wird Dir auch gar nicht sauer, bald ist's ein Nachtvogel, der Dir an der Nas' vorbeifliegt, dann hast Du um Mitternacht, wo alle ehrliche Leute schlafen, etwas zu bedenken, und marschierst durch den Garten an den Rhein in der kalten feuchten Nachtluft, Du hast eine Natur von Eisen und eine Einbildung wie eine Rakett, wie die ein Funken berührt, so platzt sie los. Mach', daß Du bald wieder nach Haus' kommst. Mir ist nicht heuer wie's vorige Jahr, manchmal krieg' ich Angst um Dich, und an den Wolfgang muß ich stundenlang denken, immer wie er ein klein Kind war und mir unter den Füßen spielte, und dann wie er mit seinem Bruder Jacob so schön gespielt hat und hat ihm Geschichten gemacht; ich muß einen haben, dem ich's erzähl', die andern hören mir alle nicht so zu wie Du; ich wollt' wirklich wünschen, die Zeit wär' vorbei und Du wärst wieder da. Adieu, mach', daß Du kommst, ich hab' alles so hell im Gedächtnis, als ob's gestern passiert wär', jetzt kann ich Dir die schönsten Geschichten vom Wolfgang erzählen, und ich glaub', Du hast mich angesteckt, ich mein' immer, das wär' kein rechter Tag, an dem ich nichts von ihm gesprochen hab'.